Bereits eine Woche später lud der Spielplan zur abermaligen Fahrt nach Mittenwald und damit zur Revanche. Doch der Dachauer Bus war diesmal zwar wieder mit dem Fanclub gefüllt, aber die Mannschaft trat die vierte Auswärtsfahrt in Folge diesmal mit dem allerletzten Aufgebot an: Gleich fünf der erfahrensten Dachauer Spieler fehlten.
Was allerdings zur Aufführung kam, war die Wiedergeburt einer Mannschaft. Getragen von einer souveränen Goalieleistung bot das diesmal noch jüngere Dachauer Team einem körperlich weit überlegenen Gegner mit viel Herz, Laufbereitschaft und Mannschaftsgeist Paroli. Obwohl das von Anfang an unsichere Schiedsrichtergespann viele Nicklichkeiten der zusehends genervten Gastgeber gegen die teilweise einen Kopf kleineren Woodies übersah, hielt das Dachauer Bollwerk im ersten Spielabschnitt und es ging mit einem hochverdienten 0:0 in die Pause.
Im zweiten Drittel kam es dann zu einer ersten Strafzeit, die überraschend gegen die Woodpeckers ausgesprochen wurde. Doch das junge Team kämpfte weiter aufopferungsvoll und überstand diese Unterzahl bravourös, bis es kurz darauf dann doch den ersten Gegentreffer hinnehmen musste (26.). Der lautstarke Fanclub feuerte die Woodies weiter frenetisch an, schließlich war es eine sensationelle und völlig unerwartete Mannschaftsleistung der dezimierten Dachauer Knaben, so lange und so gut dagegengehalten zu haben. Eine erste eigene Überzahl kurz nach dem Gegentor konnte nicht genutzt werden und im Laufe des Drittels schwanden zusehends die Kräfte, doch noch war beim Dachauer Goalie für den unermüdlich anrennenden Gegner Schluss. Das änderte sich erst, als man fünf Minuten vor der Drittelpause abermals in Unterzahl geriet und die SG Mittenwald/Riessersee ihren zweiten Treffer erzielte (36.). Kurz vor Drittelende wurde es dann noch einmal dramatisch: Mittenwald bekam eine Minute vor Schluss eine Strafzeit aufgebrummt und im Dachauer Anhang atmete man sichtlich auf. Doch die Gastgeber warfen nochmal alles nach vorne, brachten ihre kräftigsten Spieler und es gelang ihnen den körperlich platten Dachauer Nachwuchs im eigenen Drittel einzuschnüren. Im Dachauer Lager zählte man die Sekunden herunter, doch was statt der Schlusssirene ertönte war ein Schiedsrichterpfiff und ein gegebenes Tor: ein verdeckter Schuss hatte die Torlinie der Woodies passiert. Aus Sicht des Dachauer Anhangs klar nach Drittelende. Doch da in Mittenwald anders als etwa in Dachau die Schlusssirene nicht automatisch ertönt, blickten die Schiedsrichter erst auf das Tor, dann auf die abgelaufene Uhr und gaben den Treffer trotz heftiger Dachauer Proteste als eine Sekunde vor Drittelende erzielt. Das 3:0 zählte (40.), Dachau zürnte.
Der zunehmend heisere Anhang hatte sich auch für das dritte Drittel vorgenommen mit seinem Support nicht nachzulassen und wünschte sich diese Einstellung auch von den hoffentlich nicht zu frustrierten Woodies: Würde endlich mal ein Dachauer Knabenspiel gelingen ohne die typische Tiefschlafphase? Kurz gesagt: es gelang. Und mit etwas mehr Fortune wäre man auch mit einem deutlich besseren Ergebnis vom Eis gegangen, denn es folgten im Schlussabschnitt noch drei Mittenwalder Tore. Erst konnten die Woodies eine fast dreiminütige Überzahl zu Drittelbeginn nicht für den Ehrentreffer nutzen, dann wurde ab der 45. Minute 4 gegen 4 gespielt und das Dachauer Tor ebenso heftig belagert wie leidenschaftlich verteidigt. Kurz vor Ablauf der Strafzeit war es dann ein vom eigenen Verteidiger unglücklich abgefälschter Schuss, der den Weg ins Dachauer Tor fand (47.). Pech!
Knapp zwei Minuten später richtete sich der Zorn des Dachauer Fanblocks abermals gegen die Schiedsrichter: Obwohl der Dachauer Goalie noch seine Ausrüstung reparierte, gaben die Unparteiischen das Spiel mit einem Bully im Dachauer Drittel wieder frei und Mittenwald erzielte vom Bully weg den fünften Treffer (50.). Jetzt saß der Frust den Woodies doch deutlich in den Knochen, aber man gab sich nicht auf. Kurz nach dem Gegentor bekam man wieder selbst eine Überzahlchance, konnte aber kaum Druck auf das gegnerische Tor ausüben. Besser machten es im Gegenzug die Gastgeber, die mit einem Gewaltschuss auf die eigentlich gut abgedeckte kurze Ecke ihren sechsten Treffer erzielten (51.). In den letzten Spielminuten wollte Mittenwald noch etwas für das Torverhältnis tun und stürmte wacker weiter. Aber die Woodies wehrten sich tapfer, überstanden auch nochmals eine eigene Unterzahl und ließen keinen weiteren Gegentreffer mehr zu. Besonders bemerkenswert: Fünf Minuten vor Schluss kam der erst neunjährige Dachauer Nachwuchsgoalie zu seinem ersten Einsatz in der U13 gegen deutlich ältere Gegner, bei manchen Spielerinnen machte der Unterschied fünf Jahre aus. Doch obwohl die Gastgeber nochmal vier Großchancen hatten, parierte er bravourös und hielt seinen Kasten bis zum Schlusspfiff sauber. Ein toller Einstand!
Nach Spielende reagierten die Mittenwalder Spieler derart euphorisch auf ihren Sieg, dass sie das obligatorische Abklatschen vergaßen und sofort zum Jubeln abdrehten – was nicht zuletzt ihren eigenen Trainer heftig verärgerte. Die Woodies aber konnten das Eis hoch erhobenen Hauptes verlassen und das Mittenwalder Verhalten auch als Lob ansehen: so schwer war eine Dachauer Knabenmannschaft schon lange nicht mehr zu besiegen gewesen!
Fazit: Respekt! Deutlich dezimiert zeigen die Woodies ihre bisher beste Saisonleistung. Der sichtlich stolze Dachauer Anhang bestaunte Kampfgeist, Konzentration, Laufbereitschaft und Teamplay. Spieler, die sich sonst gerne mal verstecken, übernahmen Verantwortung und hielten kämpferisch und spielerisch dagegen. Der Lohn: Begeisterte Zuschauer und das erste Spiel der Saison ohne Tiefschlafphase. Und mit etwas Glück wäre noch ein deutlich besseres Ergebnis möglich gewesen!
25.11.2018 FS